Sonntag, 01.06.

Der Tag begann wie jeder andere: nichts deutete darauf hin, was uns später erwarten sollte. Wieder mal ein Slight Risk, heute aber zur Abwechslung im Texas Panhandle. Also los bei (wie ungewohnt!) strahlendem Sonnenschein hinein ins heiße Nordtexas, die 35°C dort aber erträglich, wir sind ja schließlich nun 40° gewohnt. Nach einem kurzen abenteuerlichen Kalorienrefill bei Sonic’s All American Drive-in (und sit-in, bloß nicht aussteigen und bewegen) in Hollis an der texanischen Stateline, ging’s weiter Richtung Westen. Und dann ist es passiert: da stand sie vor uns, 10000m hoch, erst eine Stunde alt aber noch 100 Meilen entfernt.



Nach anarchistischen Debatten über die „richtige“ Wahl der Strecke (verursacht durch unterschiedliche Rechts-Links-Definitionen) kamen wir letztendlich am Südrand der Zelle an. Dort bezogen wir Stellung und machten unsere fotografischen Waffen scharf. Außer Blitzen war bis dahin alles vorhanden: Mammatus am gesamten Unterrand des Amboss’, Shelfcloud-Ansätze und ein doch recht großer Dust devil, der mit dem kräftigen SE-Wind in die Zelle zog.







Doch als dann eine Staubwand in der Ferne auftauchte, wurde klar, dass es sich heute nicht um ein normales Gewitter (Leipziger Allerlei) handeln sollte. Als Remineszenz an heimische Tstorms wurde es zwischen vorherigem inflow (SE-Wind) und herannahendem outflow der Zelle (Staubwand) total windstill. Kurz darauf kam Wind auf (19 m/s Böe). Wir vermuteten, dass wir etwas südlich ausweichen mussten, um im Bereich mit guter Sicht zu bleiben. Inzwischen hatte sich das Niederschlagsgebiet leicht grünlich verfärbt, durchsetzt mit zunehmend stärkeren Blitzen. Wir fuhren also zurück zur Interstate 287 nach Osten, zeitweise ging die Sicht im Staubsturm auf unter 50m zurück.





Die folgenden 2 Stunden verbrachten wir damit, vor der Zelle herzufahren und die Nachbarzellen (100 Meilen SSE-lich) mit gewaltigen Quellungen zu bestaunen. Nun wurde es Zeit für den Nachtisch. Wir warteten also auf die Bedienung unter dem Dach einer ausgedienten Tankstelle. Eine gute Gelegenheit, um die Lightning-Show mal so richtig zu genießen. Zum Glück hielt sich der Wind sehr zurück, denn das Dach über uns schien schon bei Windstärke 4 in Schwung zu kommen.





Nach einer halben Stunde beschlossen wir, die Heimfahrt anzutreten. Der Regen ließ noch knapp 70 mph zu, schnell kamen wir aber wieder ins Zentrum hinein. Das war dann also die Late-Lightning-Show. Ringsrum Einschläge (ein Beinahe-Treffer), Dauerblitzen mit bis zu 60 strikes per minute leuchtete den Weg. Zwei Stunden lang.
Kurz vor Norman hielten wir nochmal an. Ein abziehender „severe storm“ war noch aus 30 Meilen sehr beeindruckend. Phat beeindruckt schlummerten wir gg. 03:00 Uhr in unseren Betten ein.