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Montag, 03. Juni |
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Nach 2 Tagen Chase-Pause aufgrund postfrontaler nördlicher Winde, begann der Wind am 2.Juni wieder auf Süd
zurück zu drehen, um mit dieser Richtungsänderung die Feuchte zurück zu bringen. Unterstützt durch
ein kräftiges Bodentief sollte es dadurch am 3.Juni mit elevated Convection in den High Plains losgehen. Würde
sich die Feuchte ausreichend schnell repositionieren können, würden die hochbasigen Türme früher
oder später vom "Grundschichtsaft" profitieren und dank favorabler Scherung mit dem schon gewohnten Rotationsspektakel
beginnen. Soweit der Plan.
Wir begannen den Tag mit einem kurzen State Park Besuch nahe Liberal, um kurz darauf in Liberal einem sehr guten
italienischen Restaurant einen Besuch abzustatten. Eine sehr willkommene Abwechslung zum Fast-Food-Einerlei. In der
Zwischenzeit sind die ersten elevateten Zellen aus Colorado bis Kansas vorgestoßen, jedoch in erwartbar erbärmlichen
Zustand. Immerhin tat sich überhaupt etwas, was bekanntlich keine Selbstverständlichkeit ist, wie sich am
folgenden Tag (4.Juni) mal wieder herausstellen sollte.
Wir positionierten uns etwas südöstlich von Liberal im Gebiet mit dem besten Setup für Superzellen.
Ein paar hochbasige Zellen waren schnell in Sichtweite. Zu unserem Entzücken nahmen wir zu bester Nachmittagsstunde
die ersten entfernten Meso-Ansätze in der leicht staubigen Atmosphäre wahr. Alles nach Plan bis hierher. Wir
fuhren etwas näher heran und erblickten sogar 2 Aufwindbereiche.
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Der nördliche war ziemlich aktiv und formte nach einiger Zeit eine Wallcloud. Sah gut aus, wurde aber irgendwann
durch den Niederschlag der südlicheren Zelle unansehnlich. Selbige setzte nun ihrerseits zu einer Wallcloud an und
dasselbe Schauspiel begann von vorn.
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Wir versuchten die Basis im Auge zu behalten, was die neuerliche Entwicklung im Süden jedoch schnell zu verhindern
wusste. Eine Entscheidung über den weiteren Ablauf musste her, welche aus Dranbleiben bzw. Neupositionierung nach
Süden bestand. Die Mehrheit entschied sich für den Südmove, was nicht die allerschlechteste Wahl gewesen
sein sollte. Wir passierten Beaver und sahen Richtung Westen das linienförmige Ende der neuen Konvektion. Zu dieser
Zeit noch sehr hochbasig, allerdings mit eindeutig identifizierbarem Inflow-Bereich, was uns der Rauch eines südlich
der Zelle lodernden Feuers als passivem Tracer anzeigte.
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Wir überließen das Teil sich selbst und vernahmen unter zunehmender Emphase einen unübersehbaren
Strukturierungsversuch. Zum dritten Mal sollte sich erst eine Meso und später eine schöne Wallcloud bilden.
Diesmal sogar ohne "störende" Neuentwicklung im Süden.
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Die folgenden zwei Stunden entwickelte sich die Zelle zu einem High-Plains-Prachtstück der Extraklasse. Wildeste
Rotation (inklusive absurdem Radar-Hook) in Kombination mit atemberaubender Struktur haben wir in der Form auch noch nicht
zu Gesicht bekommen. Ein perfekt vom Abwind getrennter und fast durchweg niederschlagsarmer Aufwindbereich mit
Mesoteller. Dazu sage und schreibe vier Shelf-Scheiben um die Meso, was in der Phase der heftigsten Rotation noch
durch die tiefhängende Wallcloud getoppt wurde.
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Das dazugehörige Pano zum selben Zeitpunkt war nicht minder spektakulär. Die Aufnahme entspricht
einem Rundumschwenk zw. von etwas über 200°:
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Dank geschmeidiger Zuggeschwindigkeit und erstaunlicher Langlebigkeit haben wir bis zum Einbruch der vollen Dunkelheit mit
etlichen Zwischenstopps weiterfotografiert.
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Kurz nach 21:30Uhr lokaler Zeit haben wir uns hochzufrieden auf Motelsuche gemacht, was uns letztlich gg. 23:00Uhr
erfolgreich in Woodward gelungen ist. Viel später sollte es wahrscheinlich nicht werden, da sich die verbliebene
Auswahl als sehr überschaubar herausstellte.
Plan deutlich übererfüllt, was auch gut war in Anbetracht des bereits angedeuteten Totalausfalls am darauffolgenden
Tag. Während jener 3.Juni nur als potenzielle Zugabe angedacht war, sah es ursprünglich für den 4.Juni besser
in der Vorhersage aus. Eine leichte Verschiebung der Lage des Bodentiefs hat der Auslösung und somit den Chaseplänen
für diesen Tag jedoch einen kompletten Strich durch die Rechnung gemacht. Nirgendwo ging irgendetwas.
Da auch unser letzter Tag (5.Juni) nur noch Dryline-Stürme im westlichsten Texas versprach (die erneut auf Kosten eines
Colorado-Storms ausfielen), war dieser Chase gleichzeitig unser letzter Coup. Damit ist unser mit Abstand erfolgreichstes
Jahr auf beeindruckende Weise zu Ende gegangen. Schwer vorzustellen, dass es in drei Wochen am Stück noch einmal so
sensationell laufen könnte. Andererseits sind wir Zeuge des ersten ernsthaften Zwischenfalls in etlichen Jahrzehnten
Chaser-Historie geworden, was man durchaus als Anzeichen dafür deuten muss, dass das Stormchasing in seiner bisherigen
Form an gewisse Grenzen kommt. Manche Lagen muss man in Zukunft wohl tatsächlich meiden, da das Chasing mittlerweile zu
stark an seiner eigenen Popularität leidet ... wer hätte das bei unserem Start vor 10 Jahren gedacht.
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