Samstag, 18.05.**
So/Mo, 19./20.05.
Donnerstag, 23.05.
Montag, 27.05.
Dienstag, 28.05.**
Mi/Do, 29./30.05.
Freitag, 31.05.**
Montag, 03.06.
Montag, 03. Juni

Nach 2 Tagen Chase-Pause aufgrund postfrontaler nördlicher Winde, begann der Wind am 2.Juni wieder auf Süd zurück zu drehen, um mit dieser Richtungsänderung die Feuchte zurück zu bringen. Unterstützt durch ein kräftiges Bodentief sollte es dadurch am 3.Juni mit elevated Convection in den High Plains losgehen. Würde sich die Feuchte ausreichend schnell repositionieren können, würden die hochbasigen Türme früher oder später vom "Grundschichtsaft" profitieren und dank favorabler Scherung mit dem schon gewohnten Rotationsspektakel beginnen. Soweit der Plan.

Wir begannen den Tag mit einem kurzen State Park Besuch nahe Liberal, um kurz darauf in Liberal einem sehr guten italienischen Restaurant einen Besuch abzustatten. Eine sehr willkommene Abwechslung zum Fast-Food-Einerlei. In der Zwischenzeit sind die ersten elevateten Zellen aus Colorado bis Kansas vorgestoßen, jedoch in erwartbar erbärmlichen Zustand. Immerhin tat sich überhaupt etwas, was bekanntlich keine Selbstverständlichkeit ist, wie sich am folgenden Tag (4.Juni) mal wieder herausstellen sollte.

Wir positionierten uns etwas südöstlich von Liberal im Gebiet mit dem besten Setup für Superzellen. Ein paar hochbasige Zellen waren schnell in Sichtweite. Zu unserem Entzücken nahmen wir zu bester Nachmittagsstunde die ersten entfernten Meso-Ansätze in der leicht staubigen Atmosphäre wahr. Alles nach Plan bis hierher. Wir fuhren etwas näher heran und erblickten sogar 2 Aufwindbereiche.

Der nördliche war ziemlich aktiv und formte nach einiger Zeit eine Wallcloud. Sah gut aus, wurde aber irgendwann durch den Niederschlag der südlicheren Zelle unansehnlich. Selbige setzte nun ihrerseits zu einer Wallcloud an und dasselbe Schauspiel begann von vorn.

Wir versuchten die Basis im Auge zu behalten, was die neuerliche Entwicklung im Süden jedoch schnell zu verhindern wusste. Eine Entscheidung über den weiteren Ablauf musste her, welche aus Dranbleiben bzw. Neupositionierung nach Süden bestand. Die Mehrheit entschied sich für den Südmove, was nicht die allerschlechteste Wahl gewesen sein sollte. Wir passierten Beaver und sahen Richtung Westen das linienförmige Ende der neuen Konvektion. Zu dieser Zeit noch sehr hochbasig, allerdings mit eindeutig identifizierbarem Inflow-Bereich, was uns der Rauch eines südlich der Zelle lodernden Feuers als passivem Tracer anzeigte.

Wir überließen das Teil sich selbst und vernahmen unter zunehmender Emphase einen unübersehbaren Strukturierungsversuch. Zum dritten Mal sollte sich erst eine Meso und später eine schöne Wallcloud bilden. Diesmal sogar ohne "störende" Neuentwicklung im Süden.

Die folgenden zwei Stunden entwickelte sich die Zelle zu einem High-Plains-Prachtstück der Extraklasse. Wildeste Rotation (inklusive absurdem Radar-Hook) in Kombination mit atemberaubender Struktur haben wir in der Form auch noch nicht zu Gesicht bekommen. Ein perfekt vom Abwind getrennter und fast durchweg niederschlagsarmer Aufwindbereich mit Mesoteller. Dazu sage und schreibe vier Shelf-Scheiben um die Meso, was in der Phase der heftigsten Rotation noch durch die tiefhängende Wallcloud getoppt wurde.

Das dazugehörige Pano zum selben Zeitpunkt war nicht minder spektakulär. Die Aufnahme entspricht einem Rundumschwenk zw. von etwas über 200°:

Dank geschmeidiger Zuggeschwindigkeit und erstaunlicher Langlebigkeit haben wir bis zum Einbruch der vollen Dunkelheit mit etlichen Zwischenstopps weiterfotografiert.

Kurz nach 21:30Uhr lokaler Zeit haben wir uns hochzufrieden auf Motelsuche gemacht, was uns letztlich gg. 23:00Uhr erfolgreich in Woodward gelungen ist. Viel später sollte es wahrscheinlich nicht werden, da sich die verbliebene Auswahl als sehr überschaubar herausstellte.

Plan deutlich übererfüllt, was auch gut war in Anbetracht des bereits angedeuteten Totalausfalls am darauffolgenden Tag. Während jener 3.Juni nur als potenzielle Zugabe angedacht war, sah es ursprünglich für den 4.Juni besser in der Vorhersage aus. Eine leichte Verschiebung der Lage des Bodentiefs hat der Auslösung und somit den Chaseplänen für diesen Tag jedoch einen kompletten Strich durch die Rechnung gemacht. Nirgendwo ging irgendetwas.

Da auch unser letzter Tag (5.Juni) nur noch Dryline-Stürme im westlichsten Texas versprach (die erneut auf Kosten eines Colorado-Storms ausfielen), war dieser Chase gleichzeitig unser letzter Coup. Damit ist unser mit Abstand erfolgreichstes Jahr auf beeindruckende Weise zu Ende gegangen. Schwer vorzustellen, dass es in drei Wochen am Stück noch einmal so sensationell laufen könnte. Andererseits sind wir Zeuge des ersten ernsthaften Zwischenfalls in etlichen Jahrzehnten Chaser-Historie geworden, was man durchaus als Anzeichen dafür deuten muss, dass das Stormchasing in seiner bisherigen Form an gewisse Grenzen kommt. Manche Lagen muss man in Zukunft wohl tatsächlich meiden, da das Chasing mittlerweile zu stark an seiner eigenen Popularität leidet ... wer hätte das bei unserem Start vor 10 Jahren gedacht.