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Sonntag, 19. Mai |
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HP overkill part I
Nach erfolgreichem ersten Chasetag, sollte es heute etwas weiter östlich an der Grenze zwischen
Kansas und Oklahoma spannend werden. Während das generelle Setup wieder recht günstig aussah,
bereitete uns der viel zu frühe Zeitpunkt der Auslösung (aufgrund fehlenden CINs) einige Bauchschmerzen.
Die Gefahr schneller HP-isierung ist dadurch einfach zu groß. Außerdem geht dadurch der extra-Kick
Scherung durch den erst später einsetzenden Low-level-jet verloren. Tagesaufgabe war somit, nach der
Initiierung die Basis der Zelle recht schnell anzusteuern, da eine explosive Entwicklung zu erwarten war,
inklusive Cluster-Gefahr.
Während die erste Zelle des Tages nördlich von uns noch ignoriert wurde, ging es an eine weitere
Zelle nahe Caldwell heran. Die Basis war in Sicht, aber leider auch der Niederschlag aus ersten Downdrafts.
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Da die Zelle vorerst noch mit der Höhenströmung zog und sich schnell verlagerte, war eine
Standort-Adjustierung erforderlich. Dynamik und eingeschränkte Sicht machten einen kurzen Radarcheck
per Unterwegs-Internet erforderlich. Leider mit mangelhaftem Erfolg (fehlende 3G Netzabdeckung). Nach knapp
einer halben Stunde Fahrerei und erfolgloser Suche, machten wir uns etwas frustriert auf den Weg Richtung
Süden, um notgedrungen per Augenschein Sinn aus dem sich bietenden strukturlosen Clustergewäsch
zu machen. Zu unserer Überraschung stellte sich einer der bereits recht nahe gekommenen Frakti als
verdächtig laminares Gebilde heraus. Da der Beobachter seinen eigenen Augen nicht recht traute, musste
erst noch ein paar baumfreie Stelle abgewartet werden, um auch dem Rest der Crew das Gebilde zur Beurteilung
zu empfehlen. In diesem Moment war jedoch kein Zweifel mehr nötig, da der Fraktus bereits als hübscher
Tornado am Boden tanzte. Wir hatten also (zugebenermaßen recht zufällig) unsere Basis wiedergefunden.
Trotz eingeschränkter Sicht und wenig pittoresker Struktur hat die Zelle es zu feiner Rotation gebracht.
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Der Spaß war ein kurzer, da sich nach wenigen Minuten der plötzliche Tornadotod einstellte.
Wir blieben vor der Zelle, die instantan den Charakter einer outflow-dominanten HP-Zelle annahm.
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Das sollte unser Schicksal für den Rest des Tages sein. Das Potenzial unserer Dryline-Gewitterlinie nahm
rapide ab, wahrscheinlich unter dem destruktiven Einfluss der intensiven diskreten Zellen in Zentral-Oklahoma.
Ein paar letzte Quellversuche am Ende der Linie haben wir uns noch gegeben, bevor wir zu vergleichsweise
früher Tageszeit den Rückweg Richtung Norman angetreten haben.
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Es sollte sich herausstellen, dass eine
der Zellen in Zentral-Oklahoma knapp östlich von Norman (Shawnee/Lake Thunderbird) einen recht langlebigen
Tornado geschmissen hat. Wir ahnten nicht, dass das erst der Auftakt sein sollte ...
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Montag, 20. Mai |
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HP overkill part II
Der nächste Tag begann wie der vorangegangene, mit dem Unterschied dass das Zielgebiet diesmal im Südwesten
Oklahomas lag. Trotz ähnlicher Bedingungen wie am Vortag, war die Hoffnung auf diskrete Zellen dank
etwas besser gerichteter 850er Winde größer. Der frühe Zeitpunkt der Auslösung sollte erhalten
bleiben. Letztlich ging es bereits kurz nach Mittag los. Wir entschieden uns für die mittlere von drei mehr oder
weniger zeitgleich an der Dryline hochschießenden Zellen in Duncan.
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Dabei ahnten wir nicht, dass die schnell davonziehende nördliche Zelle kurz darauf einen
EF5-Tornado schmeißen würde, welcher unglücklicherweise genau über Moore (knapp nördlich
von Norman) ziehen sollte. Ironischerweise wurde Moore bereits 1999 und 2003 schwer von Tornados getroffen. Dass es
trotz dieser Erfahrungen und einer Vorwarnzeit von mehr als 30 Minuten (der Tornado war bereits länger on the
ground) recht viele Opfer gab, kann man nur als tragisch bezeichnen. Als Resident kann man die Gefahr nicht ernst
genug nehmen. Es ist nun einmal normaler Teil des Wettergeschehens in dieser Region. Aus synoptischer Sicht ist nicht
ganz leicht zu sagen, warum just dieses Teil eine derart explosive Entwicklung nahm, denn es sei bereits vorweggenommen,
die restlichen Zellen haben es trotz diskreter Erscheinung nie auch nur ansatzweise in ein solch organisiertes
Stadium geschafft. Möglicherweise wirkte der Outflow "unserer" Zelle begünstigend, oder aber die Zugbahn
exakt entlang der Kaltfront spielte eine Rolle. Felix Welzenbach hat eine brilliante Analyse auf seiner Homepage
erarbeitet, welche wir unbedingt zur Lektüre empfehlen:
[www.wetteran.de]
Zurück zur Duncan-Zelle, vor welcher wir so gut es das bewaldete Gelände zuließ versuchten zu bleiben.
Die anfangs recht ansehnliche Basis haben dabei leider vorübergehend aus dem Auge verloren, was u.a. an der
einsetzenden HP-isierung der Zelle lag. Ein Feature, welches uns somit nun den dritten Tag in Folge begleitet. Wir
fuhren etwas näher ran und fanden trotz HP-Siff den Inflow-Bereich wieder. Der Großteil der Zelle war jedoch
outflow-dominant, was sich aber tatsächlich noch einmal ändern sollte, wenn auch nur temporär.
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Deutlich sichtbar startete die Zelle einen Restrukturierungsversuch, der sogar leichten inflow-Wind produzierte.
Zu jener Zeit entstand das Radarecho mit der Hook-shape "unserer" Zelle, welches es in den Bildern des Tages zu
bestaunen gibt. In Realität sah das dann so aus:
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Dabei befanden wir uns fast direkt vor der Nase im Hookbereich, was sich in kurzzeitiger Rotation
der Meso äußerte:
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Kurz darauf brach der Aufwind an dieser Stelle komplett in sich zusammen, und ein neuer Updraft etliche Meilen
weiter östlich räkelte sich im erneut diffusiven HP-Gewäsch. Letztlich ließen wir die Zelle Zelle
sein, sollte sie sich doch an ihrer HP-Herrlichkeit den Rest des Tages selbst ergötzen. Als Fazit für diesen
kurzen Hoffnungsschimmer bleibt in Anbetracht von Radarerwartung und Realitätscheck daher nur: Nice from the
outside, dull from the "inside".
Ein letzter Versuch sollte es aber noch sein, schließlich war es erst später Nachmittag. Eine Zeit, zu der
in Jahren mit CIN die Zündung überhaupt erst erfolgte (wenn überhaupt). Dazu ging es an eine Zelle im
Norden von Texas, welche zu dieser Zeit laut Doppler signifikante Rotationssignale zeigten. Well, machen wir es kurz.
Es sollte auch mit dieser Zelle nicht mehr klappen. Einmal mehr gabs strukturbefreiten HP-Kram zu bewundern, welcher
nur für Sheld-Cloud-Fans Enthusiasmierungspotenzial bereithielt. Ohne CIN-Deckel ist eben nur in der Anfangsphase
der Zellentwicklung ernsthaftes Meso-Potenzial vorhanden.
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Wir verabschiedeten uns somit Richtung Burgerbude und gönnten uns das verdiente Abendmahl: HP-Burger (High Phett)
mit Outflow-Sauce.
Die zwei darauffolgenden Tage haben wir in Norman verbracht. Mehr HP muss wirklich nicht sein. Hält ein paar
Gewitterlinien selbstredend nicht davon ab, sogar während unserer Ruhetage ihren Regen über uns abzuwerfen.
Nun ja, sei es ihnen und uns gegönnt.
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