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Freitag, 29.Mai |
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Hola Hola!
Bericht- und ereignisarm ging der vorangegangene Donnerstag vorüber. Eine zu lange
Anfahrt ließ uns keine Chance auf die preferabelste Zelle des Tages (West-Kansas)
und auch das passende Setup südlich von ihr führte nur zu linienhafter
Schmalspurquellung. Eine Bilderbuch-Outflow-Boundary mit eingebauter Luftmassenzerstörung
setzte dem Chasetag ein verhältnismäßig schnelles Ende. Immerhin gab es noch
ein wenig Kelvin-Helmholtz-Gewelle als Zwischenunterhaltung.
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Aber direkt zum eigentlichen Thema, dem Freitag, dessen episches Ende bei Aufbruch freilich
niemand erwartet hat. Ein High-Plains Chase stand auf dem Programm, was uns in der Vergangenheit
nette Ergebnisse beschert hat und mit brauchbarem Setup jeder MDT-Lage vorzuziehen ist. Scherung,
Moisture-Supply und orographische Auslösung waren vorhanden. Das moderate CAPE würde
vor allzu wüster Explosivität schützen. Passt. Ein Ratespiel ist allerdings,
welcher der aus den Bergen ziehenden Türme schlussendlich das Rennen machen würde.
Angekommen in Tucumcari, boten sich 3 Auswahlmöglichkeiten (das Bild zeigt eine davon).
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Ohne Radarupdate und mit leicht eingeschränkter Sicht aufgrund hügeligem Terrain,
hieß es irgendwann Entscheidung treffen. Eine zu linienhaft, eine mit alternder Meso
und eine mit recht zackiger Südverlagerung. Nimmt man letztere, ist der Rest verloren.
Win or lose. Gold or Buuuh's. Zum Glück hatten wir zwei anhängliche Kläffer
in unserer Warteposition, die uns irgendwann einfach zu lästig wurden und zur Entscheidung
zwangen. Süd sollte es sein, was erfahrungsgemäß das geringste Bust-Potenzial
bedeutet.
Beim Ranfahren deutete sich eine notierenswerte Wallcloud an, die sich kurz darauf in ihrer
rotierenden Schönheit vor uns ausbreitete. Bis dahin ging der Plan also erstmal auf.
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Das Teil konnte nun recht bequem Richtung Süden Richtung McAlister verfolgt werden
und zeigte sich dabei von seiner allerbesten Classic-Supercell Seite, später zwar
etwas an Fahrt verlierend, aber strukturell noch immer von ansprechender Erscheinung.
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Ganz ungestört konnte "unsere" Basis ihre Rotationskreise bald nicht mehr ziehen, da sich
vorlaufend im Süden neue Aufwindtürme gebildet haben. Deren Rückseite bot durchaus
eine pittoreske Perspektive.
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Soweit zufrieden mit der Tagesausbeute, sind wir gemächlich den neuen Zellen hinterher,
ohne recht zu wissen, ob Punch mit neuerlicher Vorderseitenchance oder Rückseiten-Lightshow
die bessere Option ist. Die Straßensituation ließ durchaus die Vorderseitenoption
zu, wenn auch mit gewissem Hagelrisiko. Anfangs hieß es nur den Flash-Flood induzierten
Pfützen auszuweichen, während später die Frage der Hagelsituation etwas akuter
wurde. Der Weg vor die nach wie vor interessant aussehende vordere Aufwindbasis verhieß
ein konsiderables Hagelrisiko, was uns für einen Moment veranlasste die Safety-Route zu
wählen, mit dem kleinen Flaschenhals, dass es keine baldige Südoption mehr geben
würde.
Da der Risiko-Mix im Team ist gut durchmischt ist, wurde die Situation noch einmal kurz durchdacht
und gemeinschaftlich entschieden die letzte Chance zu nutzen und irgendwie vor die Zelle zu
huschen. Ein Team-Member kam dabei ziemlich ins Schwitzen, denn nicht nur schimmerte es über
uns hübsch grünlich, sondern es fing tatsächlich an kleine Hagelsteinchen zu
regnen. Ziemlich infernalischer Sound, trotz geschätzter Größe von weniger als
1-1.5cm Durchmesser. Aber wir hielten tapfer durch ... nur um uns im nächsten Moment dem
nächsten kleinen Ungemach gegenüber zu sehen. Fast direkt über uns führte die
Mesozyklone unserer Zielzelle einen imposanten Rotationstanz mit mannigfaltigen Vortex-Kontraktionen
auf. Nun hieß es Augen zu und durch, denn selbst wenn noch was Rüsselartiges entstehen
sollte, würde es ein wenig dauern mit der Entwicklung. Den Mustang schnell auf Trab
gebracht sowie den Dodge ordentlich gefordert, erreichten wir die Vorderseite. Dass sich der Ritt
gelohnt hat, war schnell Gruppenkonsens und dürfte anhand der folgenden beiden
Bildeindrücke bestätigt werden.
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Die Meso rotierte tatsächlich ziemlich violent, was im Kontrast mit Sonne und Regenbogen
einen surrealen Eindruck ergab. Das war allerdings nicht mehr als das bescheidene Vorspiel.
Was sich in den darauffolgenden 15-20 Minuten abspielte,
kann getrost als Lifetime-Spektakel bewertet werden. Haben wir bereits bei Campo 2010 gesagt,
was es beim zweiten Mal nicht weniger treffend macht. Keine 2km von uns entfernt, schraubt
sich aus der zuvor unterquerten Meso gemächlich ein laminarer Elefant Trunk Tornado nach
unten, bis er nach ein paar Minuten auskondensiert den Boden erreicht. Perfektes Licht, perfekte
Position, perfektes Timing. Worte sind zu wenig, um die Eindrücke wiederzugeben. Wir lassen
daher die Bilder sprechen.
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Das war wohl der Jackpot, in Anbetracht der Tatsache, dass im Prinzip alles gepasst hat. Ein
paar Minuten später und wir hätten nur noch die unfotogene Rückseite zu Gesicht
bekommen. Fehlender Mut den Hagel und die Meso zu durchqueren, selbes Ergebnis. Die falsche
Entscheidung am vorangegangenen Abzweig und wir hätten das Teil vollkommen verpasst. So
haben wir zum zweiten Mal in der SChaPLe-Historie wohl einen der fotogensten Tornados der Saison
erhascht, weswegen es wohl nur zu verständlich ist, dass uns das Strahlen den Rest des
Abends nicht mehr von den Gesichtern gewichen ist. Der teamübergreifende Risikokonsens
hat sich allumfassend bezahlt gemacht.
Es blieb natürlich auch diesmal genug Zeit, um den Mustang wie geplant vor dem Tornado
ins wortwörtlich rechte Licht zu rücken, was auch diesen Tag bzw Tagebucheintrag in
Style beenden soll :-)
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