Samstag, 29.04.
Sonntag, 30.04.
Montag, 01.05.
Dienstag, 02.05.
Freitag, 05.05. *
Montag, 08.05.
Dienstag, 09.05.
12.05.-16.05., part I
12.05.-16.05., part II
Samstag, 20.05.
Freitag, 05. Mai

Es soll ja Leute geben, die bewegen sich bei einem SLIGHT RISK des SPC (Storm Prediction Center) nicht mal aus den Betten. Trotz eben dieser untersten vergebenen Kategorie für diesen Tag entschieden wir uns dennoch für eine geschätzte-500-Meilen-Tour nach West-Texas. Nach den einzelnen Superzellen der vorangegangenen Tage bei nur geringer Höhenströmung erschienen die Bedingungen diesmal dank Jet-Nähe und etwas besserem Feuchteangebot deutlich günstiger. Fraglich war nur, ob und wie weit die Aufheizungszone nach Norden vorankommen würde. Gewisse Vorhersagen sahen diesen Bereich sehr weit südlich. Dies könnte dann auch der Grund gewesen sein, warum einige von uns "Mexico,... Mexico-hoho" angestimmt haben. Na wie auch immer, wir vertrauten auch diesmal dem zur Zeit exzellenten NAM-Output, was uns den Zielpunkt "halfway between Lubbock and Midland" nahe legte.

Auf ging's, und schon 7 Stunden später waren wir in Lamesa, TX angekommen. Nach einer meist von tiefen Wolken begleiteten Fahrt machten sich hier die ersten Cb's breit. Einer davon schon mit leichter Rotation, wie sich nach kurzem Kartencheck bei McD's rausstellte. Da dies der südlichste Rand einer angedeuteten Konvektionslinie zu sein schien, wurden gleich sämtliche andere Optionen ohne Gegenargumente verworfen.

Beim Herannahen der mittlerweile fast freistehenden Superzelle kamen Erinnerungen an den 03.06.03 auf. Allerdings ließen die Strukturen noch zu wünschen übrig (siehe Bild). Das sollte sich aber im Verlauf der nächsten 4 Stunden drastisch ändern.

Wir entschieden uns nach einigem Zögern, auf der Südseite zu bleiben und der Farmroad weiter südlich zu folgen, da die angepeilte Zelle nun offensichtlich wie erwartet nach rechts ausscherte und eine südöstliche Richtung einschlug. Je näher die Mesozyklone kam, desto begeisterter waren selbst die skeptischsten Chaser, zumal man die Rotation nun mittlerweile schon nach wenigen Sekunden staunend wahrnehmen konnte.

Eine kleine Schwierigkeit bestand zunehmend darin, dem größer werdenden Hagel aus dem monströsen Amboss zu entkommen. Zeitweise erreichte der Hagel 2 cm Korngröße (auf unserer Seite, andere Chaser hatten weniger Glück in Bezug auf "Versicherungs-Verhandlungs-Vermeidung"). Als wir weiter Richtung Süden vorankamen, bemerkten wir plötzlich wie warm es doch eigentlich draußen geworden war... Dazu wurde der Inflow immer stärker (MRF hat bis zu 70 km/h Mittelwind gemessen), die Folge waren geringe Sichtbehinderungen durch echten, roten texanischen Staub. Dadurch lässt sich auch erklären, dass wir vor lauter Monster-Meso-Würdigung gar nicht so richtig checkten, dass die Zahl der Chaser exponentiell anstieg und die Transformation von LP (low precipitation) zu classic supercell statt gefunden hatte.

Beim eifrigen Foto-und-Video-Instrumente-Bedienen kamen dann mit einiger Verzögerung Sätze wie "Och, da isser ja" und "Hä, ist das 'n Tornado?" raus, obwohl das T-Wort zuvor angesichts der LP kategorisch ausgeschlossen wurde. Ziemlich verblüfft von der Größe des laminaren Rüssels mussten wir den atemberaubenden Blick schnell wieder aufgeben, da sich abermals Staub in den Weg drängte. Der Höhepunkt war nun offenbar überschritten, da sich auch die gigantische Meso etwas weniger organisiert präsentierte.

Wir beschlossen, nicht den anderen Chasern auf einer Mudroad gen Osten zu folgen (mangelnde Sicht und angezweifelte T-Fähigkeit). Die Quellung auf der SW-Seite der Superzelle war immernoch derart beeindruckend, dass wir sie im Abendlicht zigfach ablichten mussten. Das erschien den Einheimischen offenbar merkwürdig, jedenfalls hielt einer von diesen Pickup-fahrenden "mobile-office"-one-man-Chasern gleich mal bei uns an. Die Konversation beinhaltete neben der Feststellung, dass sowas selbst in Texas selten sei, auch die Frage, was neun Deutsche Staatsbürger denn mitten in der texanischen Pampa so machen. Diese Frage taucht mindestens bei jedem zweiten Gespräch mit einem Einheimischen irgendwann auf... Ist dann wohl doch nicht DIE Touristengegend der USA.

Ein letzter Kartencheck in Big Spring ermutigte uns zur direkten Rückfahrt nach Norman, da die hagelnden Zellen schon stark abgenommen hatten zu dieser späten Abendstunde. Wiederum 7 Stunden später (5 Uhr morgens) erreichten wir die drittgrößte Stadt Oklahomas. Hätten wir uns für die Option entschieden, nicht nach TX zu fahren, wäre das wohl ein Fehler der Sorte "Strangulieren im Badezimmer" gewesen :-)