|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Donnerstag, 01. Mai |
|
|
Sollte es diesmal klappen? Ein richtiger Kansas Chase? Zur Abwechslung mal mit Wolken? Die Auslösung sollte heute entlang der
Dryline bis zum späten Nachmittag erfolgen. Wobei die Wahrscheinlichkeit aufgrund einer geringeren Cap Richtung Kansas besser
erschien. Die morgendlichen Soundings zeigten in 850hPa knappe 18-20 Grad, was eine Auslösetemperatur von knapp 35 Grad mit
sich bringen würde.
Allerdings fiel trotzdem die Entscheidung den Versuch zu wagen, da es sich in diesem Niveau im Laufe des Nachmittags mit dem sich
annähernden Trog um etwa 4-5 Grad abkühlen sollte. Lauwarme Golfluft wurde bis zum frühen Abend mit etwa 30 mph über
die Plains gen Norden transportiert, was in den untersten 1500 m für ein moderates Mischungsverhältnis von bis zu 13 g/kg sorgte.
Los ging es jedenfalls nach einem gepflegten Schläfchen in einer der sehr nett ausgerüsteten Sooner Cottages in Norman etwa
gegen 1 pm. Als Ziel der Fahrt wurde das südwestliche Kansas (KS) ausgewählt, wo die Cap wie schon erwähnt am geringsten
ausfallen sollte und somit die unwahrscheinliche Auslösung am ehesten möglich erschien. Also den Interstate I-35 nach OKC,
I-44 nach Tulsa und schließlich nach Bartlesville nahe der Grenze zu Kansas.
Kansas... immer wieder kamen diese Gedanken an vergangene Abenteuer in diesem Bundesstaat auf ... bei denen einfach nie was ging ...
außer blauer Himmel, Temperaturen im Bereich der triple digits (Fahrenheit) und sonst nix... Kansas... wir mögen dich nicht!
Einzelne Cumuli, die teilweise nicht mal wie humilis aussahen, trübten die Stimmung, da die Cap doch ungefähr so stark schien
wie erwartet. Der erste Stop erfolgte nach erfolgreicher Auto-Wiedervereinigung gegen 4:30pm auf einem Aldi-Parkplatz in Bartlesville.
Ein kurzer Check des VIS-Satellitenbildes mit unserem mobilen Internet zeigte eine für diese Tageszeit immer noch relativ
dünne Cumulusdecke etwas westlich und nördlich von uns, die Richtung Osten und Süden noch viel dünner wurde. Die
Temperatur war hier gerade nahe 30 Grad mit Taupunkten bei 17 Grad.
Die Fahrt ging weiter Richtung Coffeyville, KS. 20 Meilen vor dem Ziel gab es einen kurzen Stop zum Gucken. Es war unglaublich, aber
einige Meilen westlich von unserem Standort schienen einige Cumulanten nun tatsächlich die Cap durchbrochen zu haben. Das Radarbild
von Wichita, KS hatte doch tatsächlich zu diesem Zeitpunkt schon zwei Zellen erfasst. Die Situation in Oklahoma selber, wo es
später eine recht ansehnliche LP Superzelle gab, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Die zwei Zellen in Kansas, die
mittlerweile in der gesamten Troposphäre umherdümpelten, lagen leicht versetzt, wobei eine der beiden etwas näher und
etwas weiter nördlich lag und deutlich besser entwickelt schien. Das Doppler Radar von Wichita zeigte zu diesem Zeitpunkt allerdings
noch absolut keine nennenswerte Rotation.
Mit gutem Glauben an Superzellen ging es weiter Richtung Norden. Die Lücke zwischen den beiden zu Anfang noch einzelnen Zellen
schloss sich erstaunlich schnell, weswegen wir unseren Plan weiter nach Norden vorzustoßen verwarfen und kurzerhand nach Independence,
KS auswichen, denn die südlichste der beiden Kansas-Zellen zeigte mittlerweile einen imposanten Updraft. Kurz hinter Independence gab
es einen weiteren Stop auf einer Anhöhe, von der aus sich das weitere Geschehen ausreichend gut beobachten ließ. Die
wesentlichen Eindrücke der nächsten 30 Minuten lassen sich in wenigen Worten zusammenfassen: diffus, keine offensichtliche
Rotation im Bereich des Aufwindbereiches und ein paar wenige CG strikes (Wolke-Boden-Blitze). Das ganze Konstrukt zog gemächlich
weiter seine Bahn Richtung Nordosten.
Um vielleicht noch ein bisschen was von der Struktur zu sehen, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen war, fuhren wir frohen Mutes
noch ein wenig nach Norden, um schließlich wieder nach Osten Richtung "Zelle" vorzustoßen. For the sake of consistency it has
to be mentioned here, dass es sich eigentlich um einen Bereich erhöhter Reflektivität handelte, der sich etwa von Arkansas City
bis Kansas City (beides in Kansas) erstreckte. Beim nächsten Stop etwas nördlich des Elk City Lakes standen wir in Sichtweite
einiger Wolkenfetzen, die aber bestenfalls den Outflow beschrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt war klar, dass sich die ganze Linie, wie sie
sich vor uns in den letzten zwei Stunden offenbarte, kaum nach Osten vorangekommen ist und vielmehr nach Nordosten zog, mit dem Höhenwind.
Da es nun schon langsam dunkelte, gab es nur noch eines was wir diesem merkwürdigen Tag abgewinnen konnten... 'ne nette Blitzshow
etwas nördlich von Coffeyville. Gegen 10 pm beschlossen wir unseren Rückzug über Coffeyville-McDonalds-Tulsa-OKC nach Norman.
Kurz vor OKC wurde es nochmal lustig, was die Schlafphase am Steuer nachhaltig beendete. Die Kaltfront zog zu diesem Zeitpunkt gerade
über die Mitte von Oklahoma und brachte markante Windböen mit sich, die das leading car fast von der Straße geblasen
hätten. Noch bevor der Regen anfing fiel die Temperatur um knapp 8 Grad, wie sich dem onboard Temperatursensor entnehmen ließ.
Danach ging es lustig weiter mit Regen, Sichtweite unter 50 Meter und Mini-Hagel. Kurz vor Norman waren es dann noch 13 Grad. Das Resumee
der Geschicht, nach Kansas fährt man... oder besser nicht?!
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|