Donnerstag, 01.05.
Samstag, 03.05.
Mo/Di, 05./06.05.
Mittwoch, 07.05.
Samstag, 10.05.
Dienstag, 13.05.
Mittwoch, 14.05.
So/Mo, 18./19.05.
Mittwoch, 21.05.
Samstag, 10. Mai

Chaser's Nightmare - murmeltier-like reloaded.com

Im Grunde genommen ist Wald ja was schönes. Man kann tief durchatmen und die lungenbelagernden Rückstände texanischer Ölfelder gegen Golffeuchte-durchtränkte schwülwarme Luft ersetzen. Oder die urwaldbevölkernde Anhäufung von kriechenden, krabbelnden oder fliegenden Kleintieren beobachten. Oder einfach auf die hochkreative Idee kommen, in dieser Gegend der ein oder anderen - sehr viel mobileren - Anhäufung von kondensiertem Wasserdampf nachzustellen. Letztere Idee kam uns am frühen Morgen des 10. Mai als wir die durchaus vielversprechenden Modellvorhersagekarten durchschauten und den Osten Oklahomas sowie Arkansas als potenzielles Zielgebiet ausmachten. Nicht ganz zu unrecht, wie sich einige Stunden später rausstellen sollte. Fraglich war jedoch, ob wir die wenigen Quadratmeter rechtzeitig finden könnten, in denen der Blick auf die wandernden Gebilde nicht durch Wald, Hügel, Wald oder anderen kondensierten Dampf verdeckt werden würde.

Die Fahrt auf der Interstate I-40 nach Osten führte uns durch kleine bis mittlere Quellbewölkung mitteleuropäisch anmutender Optik. An der Grenze zu Arkansas trafen wir dann noch auf die sich langsam nach Nordosten voran schiebende Warmfront, in der es aufgrund starker Warmluftzufuhr in ein paar hundert Metern oberhalb des Bodens schon losging mit Gewittern der Sorte "elevated". Bildlich gesprochen bedeutet das einen bedeckten Himmel bei Sichtweiten von sehr wenigen Kilometern und gelegentlichen Blitzen in der Wolkenpampe über dem Betrachter. Als wir feststellten, dass das Zeug mit einem Affenzahn nach Ostnordosten raste, entschieden wir uns gegen die potenziell tornadoträchtigere Umgebung in Arkansas und fuhren unserer zweiten Chance entgegen - in Ostoklahoma. Also raus aus dem Wald, über ein paar recht übersichtliche Streckenteile nach Westen und dann - überraschend - zurück in den Wald von OK. Mittlerweile hatten sich westlich von uns einige dezent rotierende Gewitterzellen gebildet, die noch erreichbar schienen. Die nachfolgende Stunde verbrachten wir damit, einen geeigneten Weg nach Südsüdosten zu finden, der uns VOR die anvisierten Objekte führen könnte. Der Umstand, dass innerhalb des Dauergetröpfels der nördlichsten Zelle absolut nicht auf Sicht gefahren werden konnte sowie eine etwas unglückliche Straßenwahl bescherte uns nach einiger Zeit Fahrens die baldige Einsicht, dass wir mit schwacher Motorisierung auf einer kurvigen Landstraße das Rennen gegen die turbogeladenen Superzellen auf der atmosphärischen Autobahn verlieren würden. Das Spektrum unseres emotionalen Zustands reichte von "so ein Mist, wir hätten es schaffen können" bis "war doch klar". Um wenigstens einmal die Fototechnik genutzt zu haben, stoppten wir auf der streckentechnisch äußerst ansprechend gestalteten Rückfahrt über die Hügelketten noch einmal an einem der scenic turnouts und bestaunten die blitzaktive Rückseite der Superzellen, die in der Zwischenzeit schon die äußerste Ecke von OK erreicht hatten.

Mancherorts gab es doch beträchtliche Schäden an der anthropogenen Flora und Fauna an diesem 10. Mai, so dass wir letztendlich als einzigen positiven Punkt feststellen mussten, dass wir wieder einmal ohne bleibende Eindrücke in der Karosse durch den Urwald gekommen sind.