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Samstag, 10. Mai |
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Chaser's Nightmare - murmeltier-like reloaded.com
Im Grunde genommen ist Wald ja was schönes. Man kann tief durchatmen und die lungenbelagernden
Rückstände texanischer Ölfelder gegen Golffeuchte-durchtränkte schwülwarme Luft ersetzen. Oder die
urwaldbevölkernde Anhäufung von kriechenden, krabbelnden oder fliegenden Kleintieren beobachten.
Oder einfach auf die hochkreative Idee kommen, in dieser Gegend der ein oder anderen - sehr viel
mobileren - Anhäufung von kondensiertem Wasserdampf nachzustellen.
Letztere Idee kam uns am frühen Morgen des 10. Mai als wir die durchaus vielversprechenden
Modellvorhersagekarten durchschauten und den Osten Oklahomas sowie Arkansas als potenzielles
Zielgebiet ausmachten. Nicht ganz zu unrecht, wie sich einige Stunden später rausstellen sollte.
Fraglich war jedoch, ob wir die wenigen Quadratmeter rechtzeitig finden könnten, in denen
der Blick auf die wandernden Gebilde nicht durch Wald, Hügel, Wald oder anderen kondensierten
Dampf verdeckt werden würde.
Die Fahrt auf der Interstate I-40 nach Osten führte uns durch kleine bis mittlere Quellbewölkung
mitteleuropäisch anmutender Optik. An der Grenze zu Arkansas trafen wir dann noch auf die
sich langsam nach Nordosten voran schiebende Warmfront, in der es aufgrund starker Warmluftzufuhr
in ein paar hundert Metern oberhalb des Bodens schon losging mit Gewittern der Sorte "elevated".
Bildlich gesprochen bedeutet das einen bedeckten Himmel bei Sichtweiten von sehr wenigen
Kilometern und gelegentlichen Blitzen in der Wolkenpampe über dem Betrachter.
Als wir feststellten, dass das Zeug mit einem Affenzahn nach Ostnordosten raste, entschieden
wir uns gegen die potenziell tornadoträchtigere Umgebung in Arkansas und fuhren unserer zweiten
Chance entgegen - in Ostoklahoma. Also raus aus dem Wald, über ein paar recht übersichtliche
Streckenteile nach Westen und dann - überraschend - zurück in den Wald von OK.
Mittlerweile hatten sich westlich von uns einige dezent rotierende Gewitterzellen gebildet, die
noch erreichbar schienen. Die nachfolgende Stunde verbrachten wir damit, einen geeigneten Weg
nach Südsüdosten zu finden, der uns VOR die anvisierten Objekte führen könnte. Der Umstand,
dass innerhalb des Dauergetröpfels der nördlichsten Zelle absolut nicht auf Sicht gefahren
werden konnte sowie eine etwas unglückliche Straßenwahl bescherte uns nach einiger Zeit Fahrens
die baldige Einsicht, dass wir mit schwacher Motorisierung auf einer kurvigen Landstraße das
Rennen gegen die turbogeladenen Superzellen auf der atmosphärischen Autobahn verlieren würden.
Das Spektrum unseres emotionalen Zustands reichte von "so ein Mist, wir hätten es schaffen
können" bis "war doch klar". Um wenigstens einmal die Fototechnik genutzt zu haben, stoppten
wir auf der streckentechnisch äußerst ansprechend gestalteten Rückfahrt über die Hügelketten
noch einmal an einem der scenic turnouts und bestaunten die blitzaktive Rückseite der Superzellen,
die in der Zwischenzeit schon die äußerste Ecke von OK erreicht hatten.
Mancherorts gab es doch beträchtliche Schäden an der anthropogenen Flora und Fauna an diesem
10. Mai, so dass wir letztendlich als einzigen positiven Punkt feststellen mussten, dass wir
wieder einmal ohne bleibende Eindrücke in der Karosse durch den Urwald gekommen sind.
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