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Mittwoch, 14. Mai |
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Um 9:35am begann ein Tag wie jeder andere zuvor. Die "Erfolge" des Vortages nagten
noch immer hart an den Erwartungen des heutigen Tages, denn wie wir nun alle wissen:
"Upper low dig, nothing big"! Der Unterschied zum Vortag bestand in erster Linie darin,
dass anstelle von Zentral-Oklahoma heute Zentral-Texas auf dem Plan stand. Ein MCV
(mesoscale convective vortex) befand sich über dem östlichen Südzentral-Texas *lol*,
was im Bodenwindfeld für einen netten Ostwind sorgte. Obwohl uns allen gewiss war,
dass die Fahrt wieder in einem 300-Meilen-Bust (oneway) enden könnte (Stichwort:
murmeltier-tag-reloaded.com), war die Entscheidung den Versuch zu wagen klar.
Denn dies war die WIRKLICH letzte Chance für SChaPLe 2008!
Ohne große Erwartungen brachen wir schon gegen 11am gen Texas auf. Die Fahrt verlief
bis Jacksboro für die Einen etwas weniger unterhaltsam, für den Anderen etwas mehr.
Nach 3 Stunden und 190 Meilen Fahrt gab es einen kurzen Kartencheck. Die wichtigste
Entscheidung des Tages stand an. Im südwestlichen TX formierten sich schon am frühen
Nachmittag einzelne Gewitter entlang der Dryline, während weiter östlich (im Bereich
des MCV) jede Menge Unaufgeräumtes von der vorangegangenen Nacht rumwaberte. Höhere
Windgeschwindigkeiten im 850 und 700 hPa Niveau sowie eine bessere Richtungsscherung
entlang der Dryline im Panhandle von Texas ließen uns eine östlichere Route einschlagen.
Es gab nur ein Problem: Eine Zone mit divergentem Bodenwindfeld lag laut der Mesoanalyse
genau zwischen uns und der Dryline, was zu diesem Zeitpunkt einen "Sudden Death"
jeglicher Konvektion in einem Gebiet, welches uns gerade so erreichbar erschien,
nicht ausschloss. Wir fuhren dem Geschehen bis Abilene, TX entgegen - ein großer
Steinwurf entfernt von Big Spring, TX. Etwa an diesem Ort entstand eine ganz ansehnliche
Gewitterzelle, die sich bis zu unserer Ankunft in Abilene schon auf Höhe von Sweetwater,
TX befand und nun eine südlichere Bahn einzuschlagen begann. In Abilene angekommen,
konnten wir zum ersten Mal beäugen, was uns bis dahin noch nicht in dieser Art in den
letzten 2 Wochen vor die Linse kam. Ein massiver Wolkenturm mit einem schönem
Entrainmentbereich und scharf begrenztem Amboss.
Höchst positiv wurde ebenfalls zur Kenntnis genommen, dass das mobile Internet diesmal
ohne zusätzliche Wutausbrüche funktionierte ... zumindest temporär.
Dieser Fakt half die Route der
nächsten 3 Stunden zu optimieren und die Zelle zumindestens für 1.5 Stunden in minimaler
Entfernung zu bestaunen. Viel Zeit blieb dennoch nicht. Den ersten "close encounter"
durften wir auf einer Farmroad zwischen Buffalo Gap und Tuscola verzeichnen. Eine sehr
lebendige Dynamik des Gesamtgebildes war nicht von der Hand zu weisen. Tiefe Wolken
strömten aus östlichen Richtungen in die sehr tiefe Basis des Aufwindbereichs hinein.
Etwas darüber folgten Wolkenfetzen einer südwestlichen Trajektorie, was imposant die
Scherung veranschaulichte. Ein White-Out südlich einer Zone, die die Meso beschrieb,
verkündete vom sehr schnell heraufziehenden RFD und veranlasste bald zum Aufbruch.
Die Straßenführung war dürftig, durch mal mehr mal weniger bergig/hügeliges Terrain.
Der Weg führte für 4 Meilen vorerst weiter nach Süden nach Ovalo, anschließend ging es
etwa 30 Meilen Richtung Osten. Für das sehr anmutige Gebilde dieser Superzelle wurde
mittlerweile eine Tornado Watch für das County Callahan ausgegeben, mit imminenter
Gefahr für einen Ort, den wir etwa 6 Meilen südlich passieren sollten. Es war beeindruckend
wie schnell die Zelle vorankam. Vorm Ende der Straße nach Osten gab es einen kurzen Stop, bei dem wir uns
wieder unter einer äußerst turbulenten Wolkendecke befanden, in der die Atmosphäre
ordentlich entgegen des Uhrzeigersinns gerührt wurde. Dabei waren wir so nah am Geschehen
dran, dass wir innerhalb weniger Minuten vom ordentlichen Inflow aus Ost über die
anschließende Windstille direkt in den rasanten Outflow des RFD gerieten. Das Radar
bestätigte ein ordentliches Hook-Echo nordwestlich unserer Position, was
die Daseinsberechtigung dieser Zelle einmal mehr bestätigte.
Die folgende Stunde von etwa 7 bis 8pm wurde damit verbracht 30 Meilen nach
Süden zu fahren, um dann wieder 30 Meilen nach Osten zu kommen und mit viel Glück noch
vor Sonnenuntergang den Weg der Zelle weitere 20 Meilen nordöstlich vor Comanche
zu kreuzen. Der Unmut über die bescheidene Streckenführung in diesem Gebiet
konnte zum Teil auch auf die Autonet Box abgewälzt werden, die sich wieder ignorant
gegenüber unseren Bedürfnissen zeigte und nicht das Verlangen nach Internet stillen
konnte. Vor Comanche gab es kurz vor Sonnenuntergang den letzten Stop vorm Abendessen.
Eine äußerst intakte Flanking-Line mit rotierenden horizontalen Wolkenrollen,
die Richtung Meso zogen, zeugten von der Lebendigkeit der Zelle und der Beschaffenheit
der atmosphärischen Umgebung. Erstaunlicherweise produzierte die Zelle nach unserem
ersten Augenkontakt in Abilene keinen sichtbaren Amboss mehr, so dass der radarlose Betrachter
aus einiger Entfernung nur ein gähnendes Sommergewitter vermuten würde. Tatsächlich
war aber auch jetzt noch deutliche Rotation präsent, was auch daran
lag, dass trotz vorangeschrittener Tageszeit noch eine Menge Energie zur Verfügung
stand - entgegen anderslautender Berichte ;-).
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