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Sonntag, 18. Mai |
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This is a dry County
Um der beginnenden Trägheit entgegenzuwirken, entschieden wir uns nach längerer Diskussion eine nicht allzu entfernte Sehenswürdigkeit, namentlich den Palo Duro Canyon State Park in Texas zu besuchen. Gestartet sind wir am frühen Morgen, zu einer Zeit bei der die meisten von uns normalerweise noch nicht einmal ans Aufstehen gedacht hätten (10 am). Da sich die verschlafenen Gemüter verantwortungsbewusst nicht hinters Lenkrad getraut hatten, fuhren wir nach einigen Autoplatztauschaktionen endlich los. Erstes Tagesziel und erklärter Mampfstop war der Cherokee Trading Post, der ungefähr eine Stunde von Norman entfernt lag und neben Buffaloburgern und riesigen Pommesportionen aus echten Kartoffeln auch die Möglichkeit zum Erwerb diverser Cowboy- und Indianerartikel zu bieten hatte. Gesättigt und in einigen Fällen mit deutlich geschrumpfter Geldbörse verließen wir diesen beschaulichen Ort, um uns zu unserem Hauptziel, Canyon TX, zu begeben.
Da nicht nur abzusehen, sondern auch geplant war, den Rest dieses Tages noch für ein wenig gepflegtes Sightseeing zu nutzen, beschlossen wir den Sonnenuntergang am nahegelegen Buffalo Lake zu verbringen. Dieses Vorhaben ist aus verschiedenen Gründen gescheitert. Aber von vorne: Nach dem Einchecken ins ortseigene Motel, dem "GoodNight Inn", das so voll belegt war, dass... naja, zugegeben, wir waren die einzigen Gäste, machten wir uns sogleich auf den Weg zum besagten Buffalo Lake, der sich als State Park erwies, und somit nicht kostenfrei war und zudem noch um 8 pm schließen sollte. Allerdings war auf den zahlreichen Hinweisschildern am Eingang nur der Preis von 2 Dollar pro Auto angegeben, so dass wir die Möglichkeit nutzen wollten, um unsere Gefährte am Eingang stehen zu lassen und als mutmaßlich kostenlose Fußgänger den See die letzte Dreiviertelstunde vor Torschluss ohne Sonnenuntergang zu genießen. Als wir uns am ersten scenic overview einen Überblick über den See verschaffen wollten, mussten wir sehen, dass der See gar keiner war. Auch Julias hoffungsvolle Frage, ob das da hinten ein Boot sei, musste ich mit einem enttäuschenden: "Nein, das ist ein Traktor..." verneinen. Das musste wohl ein trockenes County sein. Zusammengefasst hatten wir also keinen Sonnenuntergang und keinen See am Buffalo Lake. Dafür eine nette Begegnung mit dem diensthabenden Parkranger.
Dieser kam, kaum dass wir fünf Minuten fotografierend und nach Wasser suchend am besagten Ausblick verbracht haben mit quietschenden Reifen angeschossen.
Wo wir her kämen, fragte er uns zunächst im tiefsten Texanisch ohne sich aus dem Auto bemüht zu haben. Als keiner von uns sich genötigt
sah, dem freundlichen Ranger entgegen zu kommen, rief er uns hektisch zu sich heran, um uns zu fragen, ob wir denn das Schild nicht gesehen hätten, das
besagte, dass die Wege aufgrund der schlechten Witterung (kein Regen seit 500 Jahren) geschlossen waren. Janeks knappe Antwort lautete "But I thought it was
only for the cars.", woraufhin der Ranger uns noch zu erklären versuchte, dass wir Eintritt bezahlen müssten. Wieder sagte Janek brav seinen Spruch:
"I thought it was only for the cars." auf, wieder wollte der Ranger uns erklären, was wir alles falsch gemacht hätten und nach einigem Hin und Her
sah sich der Ranger von unserer schlüssigen Argumentation geschlagen und erlaubte uns am scenic view zu verweilen, wo er uns sehen konnte, um mit
quietschenden Reifen und heulendem Motor wieder abzurauschen.
Nach dieser wunderbar entspannenden Episode am wasserlosen See, begaben wir uns auf die Suche nach Bier, um den Durst in diesem trockenen Land zu löschen,
doch schon an der ersten Tankstelle mussten wir feststellen, dass auch dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt war, denn Canyon County is a dry County.
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Montag, 19. Mai |
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Nachdem wir eine gute Nacht im GoodNight Inn verbracht hatten, fuhren wir wiederum in aller Frühe (10 am) zunächst die Filiale einer einschlägigen Burger- und Eisfastfoodkette an, um unseren Hunger nach Frühstück zu stillen. Da die meisten fleischhaltiges Essen bevorzugten, bestand dieses in einigen Fällen aus einem Burger mit Ei, Käse und Hack vom Vortag, der voller Begeisterung verspeist werden sollte. Tatsächlich war er nach Entfernen des schon grünlich schimmernden Fleischpaddies ess-, wenn auch nicht genießbar. Nur ein einzelner abgehärteter Magen vermochte es, diesen Burger beschwerdefrei zu vertilgen.
Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dies wäre die einzige Herausforderung an unsere körperliche Verfassung an diesem Tag gewesen, muss bereits an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Temperatur nicht wie befürchtet an die 50ºC im Schatten betrug, sondern nur gefühlte 49,3ºC. So zumindest empfanden wir das, als wir im Palo Duro Canyon nach einigen Minuten Ami-Hikings (mit dem Auto von Ausblick zu Ausblick fahren und eventuell aussteigen und Fotos machen) unsere Gefährte verließen, um einen 4 Meilen Rundweg zu bewandern. Ausgerüstet mit Literweise Wasser, Sonnencreme und diversen lustigen Hüten, liefen wir zunächst im Schatten auf dem Riverside-Junipertrail. Einen Fluss haben wir dort vorerst nicht gesehen. Nur einige ausgetrocknete Flussbetten, so wie eine Schlange, einen Vogel, einen toten Frosch im Schnabel des Vogels und einige Schwarze Witwen. Diese Begegnungen liefen trotz eklatanter Unwissenheit unsererseits (“Das sind keine Schwarzen Witwen, die sind viel kleiner…”) weitestgehend schmerzfrei für uns ab. Schmerzen bereitete nur die brennende Sonne in Kombination mit dem fehlenden Wind, da nicht mehr alle Kreisläufe bei dieser Witterung rund liefen. Entschädigt wurden wir für diese Anstrengung allerdings mit einem schönen, sehr roten Canyon, auch wenn dieser nach vertrauenswürdiger Aussage eines Auskenners niemals auch nur annähernd an den Grand Canyon heranreichen könnte.
Als sich nach einem kurzen Zwischenstop an einem Rastplatz mit fließendem, kühlen Wasser selbst jene mit beginnendem Sonnenstich wieder einigermaßen menschlich zu fühlen begannen, setzte auch ein leichter Wind ein, so wie die Bildung einiger schattenspendender Quellungen am Himmel, was uns den letzten Abschnitt des Weges sehr angenehm gestaltete. Am Auto angekommen stürzten wir uns auf lauwarmes Wasser und die Klimaanlage, um die Errungenschaften der Ziviliation gebührend zu feiern.
Auf dem Rückweg statteten wir dem ansässigen Visitorcenter noch einen kurzen Besuch ab, um zu erfahren, dass Schwarze Witwen doch so aussahen wie auf den zahlreichen von uns aus nächster Nähe gemachten Fotos, diese Spinnen aber nicht unbedingt tödlich seien. Absoluter Höhepunkt des Tages war laut Aussage des männlichen Teils der Teilnehmer allerdings nicht der rote Felsen, die karge Prärie, der verfressene Vogel oder die nahe Begegnung mit den Witwen, sondern der Friedhof der Mähdrescher nahe Amarillo.
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