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Montag/Dienstag, 05./06. Mai |
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Nach einem weiteren Tag gemütlichen Chillens und Shoppens in Norman forderte die zunehmend interessante
Wetterlage ihren Tribut und lockte uns zu vorgezogener Stunde aus dem Bett. Die Selektion der target area
für den ersten Tag war nicht einfach, denn Kansas oder Texas Panhandle standen zur Wahl, letzteres mit
etwas höherer Auslösewahrscheinlichkeit. Da bei der Stammcrew aber gewisse Vorbehalte Kansas
gegenüber im Allgemeinen und der Region Woodward im Speziellen existieren, haben wir schlussendlich
erstmal Amarillo als Tagesziel ausgegeben. Während der Fahrt schwand die Hoffnung auf eine konvergente
Bodenströmung im Zielgebiet merklich, sodass uns klar wurde, dass wohl nur die schon entstandenen Zellen
an der outflow boundary in Kansas der konvektive Beitrag des Tages sein würden. Dass die interessanteste
Zelle dabei stundenlang unweit von Woodward umherwaberte, war uns dabei auch mittlerweile recht egal.
Hinterherfahren wurde u.a. aufgrund vorangeschrittener Tageszeit kategorisch ausgeschlossen und stattdessen
lieber schon einmal der potenziellen target area des Folgetages entgegen gefahren. Nachtquartier und
Startpunkt am folgenden Morgen war somit der Ort Shamrock am I-40.
Nach bekannt eintönigem continental breakfast (Anm.: nicht-mehrheitstaugliche Meinung) ging es am
Vormittag in südlicher Richtung in die Lubbock area (Post/Lamesa). Nachdem am Vortag an der Dryline
in New Mexico ebenfalls respektable Zellen entstanden waren, erwarteten wir ein ähnliches Szenario
auch an diesem Tag. Dazu musste noch der Cold pool der Vortagscluster durchfahren werden, genauso wie die
Stratus-Pampe an der Grenze zu den hohen Taupunktwerten. Das restliche Setup versprach ausreichend Scherung
und CAPE, sodass mit langsam vorankommender Dryline das schwache capping durchbrochen werden konnte. Relativ
niedrige Taupunkte ließen LP-Zellen erwarten, vorausgesetzt das CIN würde nicht plötzlich
völlig verschwinden und Clusterbildung provozieren. Schließlich sollte es so sein, dass ein paar
müde hochbasige Zellen, die wir anfänglich weitgehend ignoriert und belächelt hatten,
vorerst unser Chaseobjekt sein würden. Einerseits weil deren Ambosscirrus vorlaufende Konvektion
konsequent zu unterdrücken wusste, als auch weil die Zellen mittlerweile ordentlich outflow aufwiesen
und entsprechend niederschlagsträchtig und diffus wirkten. Dennoch zeigte das Radarbild zeitweise
signifikante Strukturen, was sich durch eine nur erahnbare Mesozyklone teils bestätigen ließ
und später durch moderaten Inflow zur Gewissheit wurde. Das änderte aber wenig an der Tatsache,
dass es sich mitnichten um LP-Zellen, als vielmehr um unschön strukturierte HP-Zellen handelte. In der
Hoffnung irgendwo doch noch ein paar bestaunenswertere und fotogenere Anblicke zu erhaschen, fuhren wir dem
sich recht großräumig ausbreitenden Niederschlag in südöstlicher Richtung davon.
Dann tat sich erstmal nicht viel, sowohl auf dem Radar, als auch im zugehörigen Cluster, welcher sich
nun in vernünftiger Sichtposition befand. Diese wiederum bestätigte nur die ohnehin eingetretene
Ernüchterung und führte uns zum Entschluss noch etwas parallel zur Zugrichtung des südlichen
Niederschlagsgebildes zu fahren (von Zelle zu sprechen, wäre in jenem Stadium doch ein Euphemismus
zuviel gewesen). Dafür wurden wir dann noch mit einer rasanten Restrukturierung jenes Gebildes
belohnt, dass noch einmal für längere Zeit (HP-) superzelluläre Ansätze zeigte.
Es war allerdings nach 20:00 Ortszeit im west-texanischen Hügel- und Flachwalddickicht, sodass mit dem
letzten Tageslicht auch diese Zelle ihrer Struktur mangels eben jenem verlustig ging, nur um wenig
später aufgrund anderer Mangelerscheinungen fies verendete. Grund genug ein nahe gelegenes Motel
in Aspermont anzusteuern und noch einmal die Modelle auf Tag 3 unserer Texas-Chasetour abzuklopfen.
Einstweilige Moral von der Geschicht ... ein Lamesa allein macht noch keine Superzelle und ein Woodward
ist manchmal doch besser als keine Superzelle.
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